Rund 75% der Erwerbstätigen sparen gerade einmal drei oder weniger Stunden pro Woche durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Die vergleichsweise niedrigen Werte treten dabei primär in Unternehmen auf, in denen eine offene KI-Kultur fehlt. Wo hingegen der Austausch und Umgang mit KI gefördert wird, sind schon heute deutlich höhere Zeitgewinne möglich – dies muss von den Unternehmen aber gewollt sein.
Generative KI: Nice to have statt “Game Changer”
Wie die Umfrage belegt, schätzen insgesamt 38,7% ihren Zeitgewinn auf ein bis drei Stunden und weitere 20,2% auf weniger als eine Stunde. 15,6% geben sogar an, dass sie gar keinen Unterschied wahrnehmen. Damit bleibt die große Mehrheit der Befragten (74,5%) bei einem Zeitgewinn von unter drei Stunden. Dem gegenüber stehen 17,6% der Erwerbstätigen, die wöchentlich zwischen drei und sechs Stunden gewinnen; bei 8% sind es sogar mehr als sechs.
Unabhängig von der Dauer der gewonnenen Zeit wird der von der KI geschaffene Freiraum selten für kreative bzw. weniger produktive Aufgaben verwendet, im Gegenteil: 20,8% der Befragten nutzen die zusätzliche Zeit für private Pausen, weitere 22,8% kümmern sich um Verwaltungsaufgaben und 7% nehmen stattdessen an Meetings teil, die sie sonst – wahrscheinlich aufgrund mangelnder Relevanz – nicht wahrgenommen hätten. Somit verwendet die Hälfte der Erwerbstätigen ihre gewonnene Zeit für Aufgaben, die keinen strategischen oder innovativen Mehrwert erzeugen. Dieser Eindruck bleibt dabei nicht nur auf die eigene Arbeit beschränkt, sondern erstreckt sich auf die Zusammenarbeit im Unternehmen: 46,7% denken, dass die durch KI eingesparte Zeit bei ihrem Arbeitgeber nicht produktiv genutzt wird.
Fehlender Freiraum für KI in Unternehmen
Eine Erklärung für die geringen positiven Effekte liefert der Blick auf die gelebte KI-Kultur in den Unternehmen: Insgesamt geben 63,5% der Befragten an, dass der Austausch und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf der Arbeit nicht gefördert werden; bei 11,2% davon wird die Nutzung sogar explizit kritisch betrachtet.
Die fehlenden Freiräume zum Austausch oder Ausprobieren manifestieren sich auch in der Kommunikation über KI: 13,4% vermeiden den Austausch zur KI-Nutzung, weitere 45,5% entscheiden situativ, wann und wie sie darüber sprechen. Dafür ausschlaggebend sind der Umfrage zufolge vor allem fehlende Zeit (31,5%), Unsicherheit beim Datenschutz (29,2%) und Angst davor, dass die eigene Arbeit als weniger kompetent oder kreativ angesehen wird (26,8%). Hinzu kommen taktische Motive: 20% üben strategische Zurückhaltung, um den eigenen Wissensvorsprung nicht zu verlieren; weitere 23% verschweigen Effizienzgewinne aus Sorge vor zusätzlichen Arbeitsaufgaben.
Aktive Förderung führt zu höheren Zeitgewinnen und mehr Produktivität
In Unternehmen mit gelebter KI-Kultur zeichnet sich hingegen ein anderes Bild ab: Bei den Erwerbstätigen, deren Unternehmen die Nutzung aktiv fördern (27,7%), ist der offene Umgang mit dem Vorgesetzten und Team deutlich ausgeprägter (62,6%) – mit positiven Auswirkungen: In dieser Gruppe sparen 18% mehr als sechs Stunden pro Woche durch KI ein – mehr als doppelt so viele wie im Durchschnitt der Befragung. Auch halbiert sich der Anteil der Befragten, die die Zeit für private Pausen verwenden (9,4%). 57,6% nutzen die zusätzliche Zeit zudem für Weiterbildungen oder kreative bzw. produktive Aufgaben und Projekte und sind damit produktiver als der Durchschnitt der Umfrageteilnehmer (49,4%).
„Die rasante Verbreitung von Künstlicher Intelligenz im Arbeitsalltag ist grundsätzlich beeindruckend und übertrifft so manche Erwartungen. Unsere Umfrage zeigt jedoch, dass die reine Verfügbarkeit von KI-Tools nicht automatisch zu den erwarteten Produktivitätssteigerungen führt“, resümiert Frank Hensgens, Geschäftsführer Indeed Deutschland. „Das lässt sich besonders in Betrieben beobachten, in denen eine KI-Kultur fehlt und die Nutzung von Unsicherheiten bei den Mitarbeitern getrieben wird. Dort fehlt nicht nur ein kollegialer Wissensaustausch, es entsteht mitunter sogar ein stilles Konkurrenzverhältnis, das KI-Fortschritt eher verhindert als beschleunigt. Unternehmen müssen daher klarere Richtlinien im Umgang mit KI schaffen, Datenschutzbedenken adressieren und vor allem eine offene Kommunikationskultur etablieren. Nur so können sie ein Umfeld schaffen, in dem der Austausch über KI gefördert und die gewonnene Zeit tatsächlich für Innovation und strategische Weiterentwicklung genutzt wird. Denn wie die Untersuchungsergebnisse zeigen, kann durch den Einsatz von KI wertvolle Zeit gewonnen werden. Viele Unternehmen nutzen dieses Potenzial jedoch nicht und laufen Gefahr, im Wettbewerb den Anschluss zu verlieren.“