• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Aufsichtsräte im Mittelstand: Die Herausforderungen wachsen

27.07.2016

Aufsichtsräte im Mittelstand: Die Herausforderungen wachsen

Rund jedes zweite mittelständische Unternehmen verfügt inzwischen über einen Beirat. Die heutigen Beiräte sind dabei längst nicht mehr nur beratend tätig. Sie prüfen, reden mit und haften auch für Entscheidungen – Ansprüche und Herausforderungen sind damit deutlich gewachsen, wie Dr. Frederik Gottschalck, Experte für Konzeption und Besetzung von Beiratsgremien insbesondere in mittelständischen Unternehmen in unserem Interview erklärt.

Fristlose Kündigung und Annahmeverzug

Frederik Gottschalck

Herr Dr. Gottschalck, wie hat sich die Unternehmenskultur in Bezug auf Beiräte in den letzten Jahrzehnten verändert?

Es ist klar eine größere Offenheit hinsichtlich der Nützlichkeit von Beiratsgremien zu erkennen. Und dies gilt sowohl für die erstmalige Einrichtung eines solchen Gremiums als auch für die Offenheit, sich „fremden“ Beiratsmitgliedern anzuvertrauen.

Woran liegt das?

Die Gründe sind vielschichtig. Mittelständische Unternehmen agieren beispielsweise immer stärker auf internationalen Märkten und stehen daher ständig neuen Anforderungen gegenüber. Anforderungen, die auf der Unternehmensseite auch stetige Anpassungen erfordern. Dies führt dann zu einer größeren Flexibilität im Ganzen – auch in Richtung Beirat. Aber auch der gesellschaftliche Wandel führt zu der erhöhten Offenheit: junge Unternehmer der heutigen Generation sehen es als selbstverständlich an, auch externen Sachverstand hinzuzuziehen.

Muss ein Beirat heute dann etwa anders zusammengesetzt sein als noch vor 20 Jahren?

Sie müssen nicht zwangsläufig anders zusammengesetzt sein. Letztlich ist die Qualifikation der Beirats- und Aufsichtsratsmitglieder damals wie heute entscheidend. Früher häufiger als heute vorzufinden war allerdings eine weniger professionelle Besetzung des Gremiums mit besten Freunden, Verwandten oder den vertrauten Beratern. Diese Gremien gibt es zum Glück heute deutlich seltener. Global betrachtet sind die Anforderungen an Gremienmitglied in den letzten Jahren im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung natürlich stetig und zunehmend schneller gestiegen.

Welche Funktionen hat der Beirat im mittelständischen Unternehmen?

Ein freiwillig – also ohne gesetzlichen Zwang – eingerichtetes Beiratsgremium kann eine Vielzahl von Funktionen übernehmen. In den meisten Fällen wird die Sparringspartnerfunktion eine große Rolle spielen: der Beirat unterstützt durch konstruktiv-kritische Gespräche und Ideen die Geschäftsführung bei der Fortentwicklung des Unternehmens. Bei einer Vielzahl an Gesellschaftern – und somit oft schwierigen und langwierigen Abstimmungsprozessen – übernimmt der Beirat auch häufig die Kontrollfunktion über die Geschäftsführung, damit also die Entscheidung über die Jahres- und Strategieplanung der Geschäftsführung. Daneben gibt es noch eine Vielzahl an Sonderaufgaben die ein Beirat übernehmen kann, wie z.B. besondere Aufgaben in einem Notfall oder die Begleitung der Nachfolge.

Welche Qualifikationen und Eigenschaften muss der moderne Beirat also mitbringen?

Für eine optimale Besetzung des Beirats bzw. Aufsichtsrats empfiehlt es sich, zunächst eine Analyse des Unternehmens und der Unternehmerfamilie vorzunehmen. Je nach individueller Situation werden dann die gewünschten fachlichen Qualifikationen jedes Beirats-/Aufsichtsratsmitglieds festgelegt. Mindestens genauso wichtig sind jedoch die persönlichen Eigenschaften: Passt das potenzielle Beiratsmitglied zur Familie und hat es auch die nötige Zeit und Freude für das Mandat?

Lässt sich aufgrund der bisherigen Entwicklung sagen, wohin die Reise geht? Werden Beiräte immer mehr Anforderungen erfüllen müssen oder ist die derzeitige Entwicklung Ihrer Meinung nach eher ein Trend hin zu mehr Mitsprache, der aber wieder abebben wird?

Da die operativen und strategischen Herausforderungen für mittelständische Unternehmen in der Zukunft definitiv nicht kleiner werden, gehe ich davon aus, dass sich immer mehr mittelständische Unternehmen für einen Beirat entscheiden. Man kann dies durchaus auch als sich selbst verstärkenden Prozess ansehen: je mehr Unternehmer einen Beirat einrichten und anderen Unternehmerkollegen positiv davon berichten, desto eher werden diese Unternehmerkollegen auch über einen Beirat für das eigene Unternehmen nachdenken. Und das ist nach meiner Ansicht auch sinnvoll, denn ein gut besetzter Beirat bzw. Aufsichtsrat verstärkt jedes Unternehmen.

Vielen Dank für das spannende Interview, Herr Dr. Gottschalck!


Das Interview führte Viola C. Didier.

Weitere Meldungen


Arbeitsrecht, Meldung

©DOC RABE Media/fotolia.com

08.12.2025

Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz bringt Verbesserungen für die bAV, z.B. durch neue Teilnahmemöglichkeiten und mehr Flexibilität beim Arbeitgeberwechsel.

weiterlesen
Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Meldung

nx123nx/123rf.com

05.12.2025

EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Die EU-Kommission bereitet ein Gesetz für hochwertige Arbeitsplätze vor und bezieht Sozialpartner aktiv in die erste Konsultationsphase ein.

weiterlesen
EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Meldung

©momius/fotolia.com

28.11.2025

BAG entscheidet zur Diskriminierung wegen Teilzeitbeschäftigung

Teilzeitbeschäftigte haben bei Überschreitung ihrer individuellen Arbeitszeit proportional zur Vollzeitarbeitszeit Anspruch auf tarifliche Mehrarbeitszuschläge.

weiterlesen
BAG entscheidet zur Diskriminierung wegen Teilzeitbeschäftigung

Meldung

imilian/123rf.com

25.11.2025

Neues EU-Whistleblower-Tool für KI-Verstöße

Die EU-Kommission hat ein digitales Tool veröffentlicht, mit dem Personen vertraulich und anonym mögliche Verstöße gegen das KI-Gesetz melden können.

weiterlesen
Neues EU-Whistleblower-Tool für KI-Verstöße

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:


ZAU Zeitschrift plus Datenbank

Haben wir Ihr Interesse für die ZAU geweckt?

Testen Sie kostenlos zwei Ausgaben inkl. Datenbankzugang!